Weihnachten im Chiemgau

Oberbayerische Weihnachtsbräuche & Traditionen

Weihnachten in den Bergen ist etwas ganz Besonderes! Glitzernde Schneekristalle, wärmender Kerzenschein und köstlicher Plätzchenduft prägen den Zauber der Bayerischen Weihnacht. Auch der Winter im Chiemgau und in den Chiemgauer Alpen ist von den weihnachtlichen Traditionen geprägt. Wir stellen euch die schönsten und wichtigsten oberbayerischen Weihnachtsbräuche vor, die ihr in der staaden Zeit im Chiemgau erleben könnt!

Adventskranz & Paradeiserl

Leuchtende Vorfreude: Seit dem 19. Jahrhundert begleitet viele Menschen ein duftender grüner Adventskranz durch die Adventszeit. Traditionell erstrahlt der Kranz in den Adventsfarben Rot, Grün und Violett. In Altbayern hat es schon vor dem Adventskranz einen Zeitmesser gegeben, mit dem die Tage bis Weihnachten gezählt wurden: das Paradeiserl. Die kleine Pyramide aus Äpfeln, geschmückten Stöcken und Kerzen findet ihren Platz auf einem mit Weihnachtsgebäck, Nüssen oder Äpfeln geschmückten Teller. Seinen Namen hat das Paradeiserl übrigens wirklich vom Paradies. Der 24. Dezember ist nämlich auch Gedenktag für Adam und Eva. Mit dem Paradeiserl hofften die Menschen sich „ein Stückerl vom Paradies“ in die Stube zu holen.

Strohhalmlegen

Ein alter Brauch, der wie der Adventskalender mit dem Abzählen der Tage bis Weihnachten zu tun hat, ist das Strohhalmlegen. Am 1. Advent wird gemeinsam die leere Krippe aufgestellt. Daneben liegt ein Bündel Stroh. Damit das Jesuskind in der Krippe sanft gebettet werden kann, darf jedes Familienmitglied jeden Tag einen Strohhalm in die Krippe legen. Je mehr Stroh in der Krippe liegt, desto näher rückt das Weihnachtsfest. An Heilig Abend hat das Jesuskind so schließlich ein weiches Bett. Im Laufe der Zeit haben sich einige Abwandlungen des Brauchs entwickelt. An manchen Orten darf man nicht jeden Tag, sondern nur dann einen Strohhalm in die Krippe legen, wenn man etwas Gutes getan oder jemandem eine Freude bereitet hat.

Christkindlmarkt

In der Weihnachtszeit finden in vielen Orten im Chiemgau Adventsmärkte und Christkindlmärkte statt. Die Märkte haben eine lange Tradition und sind beliebte vorweihnachtliche Treffpunkte. Im funkelnden Lichterglanz der Christkindlmärkte im Chiemgau könnt ihr euch auf die Weihnachtszeit einstimmen und die festliche Stimmung genießen. Vielerorts wird Handwerkskunst angeboten. Musiker, Nikolaus und Krampusse sorgen für Unterhaltung. Daneben gibt es traditionelle Speisen. Besonders beliebt ist der Christkindlmarkt auf der Fraueninsel im Chiemsee.

Barbarazweige

Am 4. Dezember, dem Gedenktag der Heiligen Barbara, ist es in Oberbayern Brauch, Barbarazweige zu brechen. Hierbei werden einzelne Äste von Bäumen wie Apfel oder Kirsche abgeschnitten und in einer Vase mit Wasser in die Stube gestellt. Man hofft, dass die Blütenknospen aufgehen und pünktlich zum Weihnachtsfest blühen. Je reicher die Blütenpracht an Heiligabend ist, desto mehr Glück und Segen soll es für das Haus, die Menschen und das Vieh im neuen Jahr geben. Der Brauch der Barbarazweige beruht auf der Legende der Märtyrerin Barbara von Nikomedia. Sie wurde wegen ihres christlichen Glaubens zum Tode verurteilt. Als man sie in den Kerker zerrte, verfing sich ein Kirschzweig in ihrem Kleid. Sie stellte ihn ins Wasser und am Tag ihres Todes blühte der Zweig auf.

Adventsmusik

Das Adventssingen ist ein geselliger Brauch, bei dem die Menschen im Chiemgau zusammenkommen, um gemeinsam adventliche Lieder zu singen und sich auf Weihnachten einzustimmen. Viele traditionelle Weisen und Melodien werden von Generation zu Generation gesammelt und weitergegeben. Oft wird das Adventssingen auch von Stubenmusik begleitet.

Nikolaus & Krampus

Am 6. Dezember wird in Oberbayern der Namenstag des Heiligen Nikolaus gefeiert. Den Brauch des Nikolaus gibt es schon seit dem Mittelalter und geht auf den Bischof Nikolaus zurück, einem gutmütiger Wohltäter, der einst in Myra in der heutigen Türkei lebte. Auch heute noch werden die Chiemgauer Kinder heimlich überrascht. Am Vorabend des Nikolaustag stellen sie ihre geputzten Stiefel oder Teller vor die Tür und hoffen, dass sie am nächsten Morgen mit feinen Gaben gefüllt sind. Auch am Nikolaustag selbst begegnet man dem Heiligen. In einem festlichen Kirchengewand mit Bischofshut, Mitra und Bischofsstab gekleidet, liest aus seinem goldenen Buch vor und bringt den Kindern kleine Gaben. Im Chiemgau erscheint der Nikolaus oft in Begleitung des Krampus, einer düsteren Gestalt mit zotteligem Fell, großen Hörnern, lauten Rasseln und einer Rute.

Klöpfeln

Weihnachten ist eine Zeit des Gebens und der Gemeinschaft. Das spiegelt auch der Brauch des Klöpfelns oder Anklöpfeln wider. Zwischen der Andreasnacht am 30. November und der Thomasnacht am 21. Dezember ziehen an drei Donnerstagen im Advent nach Einbruch der Dunkelheit kleine Gruppen von Haus zu Haus und klopfen an die Türen. Wird die Türe geöffnet, singen sie Weihnachtslieder oder tragen Gedichte vor. Danach wünschen sie den Bewohnern ein frohes Weihnachtsfest und bitten um Gaben. Sie bekommen meist kleine Geschenke, Süßigkeiten und eine Spende für einen guten Zweck. Früher klopften in der Vorweihnachtszeit oft arme Leute an die Türen des Dorfes, um Essen für die Festtage zu erbitten. Damit sie niemand erkennt haben sie sich als Hirten verkleidet. So konnten auch die Armen auf eine bescheidene Weise an den Feierlichkeiten teilnehmen. Am vierten Donnerstag jedoch durfte nicht geklöpfelt werden, denn an diesem Tag, so hieß es, sei der Teufel unterwegs.

Weihnachtsbäckerei

Vanillekipferl, falsche Butterbrote, Lebkuchen: Die Weihnachtsbäckerei gehört zu den beliebtesten Chiemgauer Adventsbräuchen. In der Winterzeit waren oft Honig, Gewürze, getrocknete Früchte und Nüsse im Vorratsschrank, weshalb sie auch heute wichtige Zutaten für die Weihnachtsbäckerei sind. Neben Plätzchen, Stollen und Lebkuchen gibt es in Oberbayern auch Kletzenbrot. Kletzen sind getrocknete Birnen. Später kamen dazu getrocknete Pflaumen, Rosinen, Datteln oder Feigen in den Teig. Heute werden oft auch gemahlene Nüsse und Mandeln hinzugefügt. Das Kletzenbrot war etwas Besonderes und wurde traditionell am Weihnachtstag gegessen. Es wurde nach der Christmette angeschnitten und mit Butter bestrichen. Für die Erwachsenen gab es dazu ein Stamperl Schnaps.

Christkindlschießen

Die Weihnachtsschützen haben in den Bergen eine lange Tradition. Früher versuchten die Menschen in den kalten, rauen Berggegenden die düstere, kalte Winterzeit mit lautem Kettengerassel, Glockenläuten und Böllern zu vertreiben und die Natur aus dem Winterschlaf zu wecken. Auch heute noch hört man an Weihnachten laute, dumpfe Schüsse in den Tälern zwischen den hohen, schneebedeckten Berggipfeln, die eine besondere Stimmung verbreiten. Allerdings vertreiben die Schüsse nicht mehr den Winter, sondern begrüßen stattdessen als Christkindlschießen lautstark das Christkind. An Silvester verabschieden die Weihnachtsschützen außerdem das alte Jahr mit lauten Schüssen und begrüßen am Neujahrstag ebenso das neue Jahr.

Christbaum

Der Christbaum als eines der bekanntesten Symbole der Weihnachtszeit darf auch im Chiemgau nicht fehlen. Die immergrünen Zweige stehen für Leben und Hoffnung und waren seit jeher ein Symbol für Wachstum, Gesundheit und Fruchtbarkeit. Anfangs noch mit glänzenden Äpfeln, vergoldeten Nüssen und selbst gebackenen Lebkuchen geschmückt kamen später Süßigkeiten, goldene Zapfen, Strohsterne, kleine Engel und Vögel und selbstgemachte Dinge hinzu. Heute strahlt an Weihnachten oft ein festlich geschmückter Baum mit glänzenden Kugeln in den warmen Stuben. Traditionell wird der Christbaum übrigens am 24. Dezember nachmittags aufgestellt.

Kripperl & Kripperlroas

Der Brauch der Weihnachtskrippe geht vermutlich auf den heiligen Franz von Assisi zurück. 1223 soll er das Weihnachtswunder mit lebenden Tieren und Menschen nachgestellt haben, um den Gläubigen das Weihnachtsevangelium näherzubringen. Traditionell werden die Kripperl am 24. Dezember aufgestellt: Maria und Josef, das Jesuskind in der Krippe, Ochs und Esel, die Hirten mit ihren Schafen und oft auch ein Engel mit einem Stern. Am Dreikönigstag kommen die drei Weisen aus dem Morgenland hinzu. Die kunstvollen, meist von Hand geschnitzten und bemalten Figuren sind oft seit Generationen in der Familie. Jahr für Jahr kann auch eine neue Figur hinzukommen. So entstehen detailreiche Kripperl mit vielen Figuren. Die werden bei der Kripperlroas ausgiebig bestaunt. Hierbei besucht man sich in der Weihnachtszeit gegenseitig, um sich die Krippen der anderen anzuschauen.

Christmette & Christkindl

In der Weihnachtsnacht, auch Weihnachtsvigil, besuchen viele Chiemgauer die Christmette. Der Gottesdienst markiert den Beginn der Weihnachtsfeierlichkeiten und ist der Höhepunkt des Heiligabends. Traditionell findet die Christmette in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember statt. Der Zeitpunkt hat eine symbolische Bedeutung: Mit der Geburt von Jesus kommt das Licht in die Dunkelheit der Welt. Deshalb brennen während der Christmette viele Kerzen. Es werden traditionelle Weihnachtslieder gesungen und es herrscht eine festliche Atmosphäre. Die Lesungen und Gebete der Christmette erzählen die Ereignisse rund um die Geburt Jesus. In manchen Gemeinden wird während des Gottesdienstes auch ein Krippenspiel aufgeführt. Nach der Christmette kommt das Christkindl. Besonders die Kinder werden zur Bescherung an Heiligabend im festlich geschmückten Wohnzimmer mit Geschenken überrascht. Die himmlische Gestalt, die oft wie ein Engel aussieht, verteilt die Gaben unter dem Christbaum.

Rauhnächte

Zur Weihnachtszeit in Oberbayern gehören auch die Rauhnächte, eine besonders magische Zeit. In den zwölf Nächten zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, der Zeit zwischen den Jahren, sollen die Grenzen zwischen den Welten verschwimmen. Man schaut auf das vergangene Jahr zurück und wirft einen Blick in die Zukunft. Es gibt verschiedene Rituale, um Dinge vorherzusagen, sich zu reinigen oder auf das neue Jahr vorzubereiten. Ein Ritual zum Vertreiben von bösen Geistern ist zum Beispiel das Ausräuchern von Haus und Stall.

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